Computer- und Videospiele haben unsere Gesellschaft generationsübergreifend über viele Jahrzehnte hinweg und quer durch alle sozialen Schichten geprägt. Heute sind sie ein fester Bestandteil in unserem Alltag, eine Ausdrucksform unserer digitalen Gesellschaft und Kulturgut unserer Zeit.
Computerspiele sind daher auch ein wichtiger Teil unseres Kulturerbes. Das erste Computerspiel wurde Ende der 50er Jahre entwickelt. Seitdem ist viel passiert. Heutzutage spielt jede*r Zweite am PC, auf Konsole, Tablet oder Smartphone und das Games-Angebot wird immer vielfältiger und innovativer. Während der Fokus der Öffentlichkeit zumeist auf der kontinuierlichen technischen und gestalterischen Weiterentwicklung in der Games-Industrie liegt, ist über die Jahrzehnte hinweg auch ein digitales Kulturerbe entstanden, das es zu wahren gilt, um es der Wissenschaft, Forschung und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Hierzu haben sich bereits 2012 verschiedene Organisationen zusammengeschlossen und das Vorhaben Internationale Computerspielesammlung (ICS) ins Leben gerufen. Sie verfolgen gemeinsam das Ziel, ihre Sammlungsbestände und Daten unter einem Dach zusammenzuführen und zu bündeln. Mit insgesamt über 50.000 originalen Titeln, zu großen Teilen auch durch bürgerschaftliches Engagement in Form von Spenden zusammengetragen, entsteht damit in Deutschland die weltweit größte und bedeutendste internationale Computerspielesammlung.
2014 erfolgte hierzu eine Machbarkeits- und Konzeptstudie, welche durch das Medienboard Berlin-Brandenburg gefördert wurde. Auf Grundlage der Ergebnisse dieser Studie hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages 2016 Mittel für die Realisierung in Aussicht gestellt.
Das Vorhaben Internationale Computerspielesammlung besteht aus zwei Phasen. Die operative Umsetzung des Projektes liegt bei der Stiftung Digitale Spielekultur.
Erste Phase
Ende 2017 startete die Umsetzung der ersten Phase mit der Zusammenführung der Metadaten der Bestände in eine gemeinsame Datenbank. Ziel dieser ersten Phase ist die Zugänglichmachung der Daten über www.computerspielesammlung.de und der Deutschen Digitalen Bibliothek. Diese Phase wurde mit Mitteln der Bundesregierung im März 2019 umgesetzt.
Zweite Phase
In der zweiten Phase sollen die Bestände unter einem Dach auch physisch zusammengelegt und die strukturelle sowie logistische Inbetriebnahme der ICS vorbereitet werden. Damit wird die Sammlung auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Einhergehend mit umfassender Dokumentationsarbeit und einem wissenschaftlich fundierten Konzept zur Langzeiterhaltung wird so ein wichtiger Beitrag zur nationalen Bewahrungsstrategie unseres kulturellen Erbes geleistet und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Die während der Umsetzung gewonnenen Erkenntnisse können sehr gut zur Bewahrung digitaler Kulturgüter im Allgemeinen angewendet werden, da Computerspiele durch ihre Komplexität und Interaktivität die höchsten Ansprüche an die Bewahrungstechniken stellen.
So bietet die ICS nicht nur für die Bewahrung unseres digitalen interaktiven Kulturerbes, sondern auch für den Wissenschaftsstandort Deutschland eine einmalige Chance.
Das Sammlungskonzept der Internationalen Computerspielesammlung (pdf)
Trailer ICS (mp4)
Winfried Bergmeyer, Digitales Einzelkind -das Computerspiel, in: EVA Berlin, Andreas Bienert, Anko Börner, Eva Emenlauer-Blömers, and James Hemsley. EVA Berlin 2018: elektronische Medien & Kunst, Kultur und Historie : Konferenzband : 25. Berliner Veranstaltung der internationalen EVA-Serie Electronic media and visual arts: 7.-9. November 2018, Kunstgewerbemuseum am Kulturforum Potsdamer Platz, Berlin. 2018, S. 53-58 (Download unter: http://www.eva-berlin.de/wp-content/uploads/2018/10/EVA_BERLIN_2018_Programm_181023.pdf
Çiğdem Uzunoğlu, Games: Spielräume erweitern, in: Politik & Kultur 4/18, S. 33 (Download unter: https://www.kulturrat.de/wp-content/uploads/2018/06/puk04-18.pdf)